Schöner Abschluss der Jugend-EU-Meisterschaft

Vom 14. bis 22. August 2020 fand in Tschechien in Kouty nad Desnou die EU-Einzelmeisterschaft der Altersklassen U10 und U14 statt. Von der VSG 1880 Offenbach waren mit Filip Laux und Rosalie Werner gleich zwei Vertreter am Start. Unabhängig vom Ergebnis ist alleine das schon ein toller Erfolg.

Rückfahrt Samstag/Sonntag, 22./23.8.20:

Wie schon auf der Hinfahrt wurde auch auf der Rückreise eine Zwischenübernachtung eingelegt, diesmal in der “goldenen Stadt” Prag. Für die mitgefahrenen Eltern gab es noch ein kleines Kulturprogramm sowie natürlich tschechisches Bier und für die Kinder Pizza sowie den Besuch im wohl größten Spielwarengeschäft der Welt. Neben dem sportlichen Teil kam somit der Ferienaspekt auch nicht zu kurz.

Altstädter Ring mit Rathausuhr und Teynkirche
Blick von der Karlsbrücke zur Burg mit Veitsdom
Kontrast im “Spielzeugwunderland” Hamleys

Samstag, 22.8.20 (Tag 9 – Abschlusstag):

Zum Abschluss der EU-Meisterschaft gab es nochmal zwei Remise für unsere Offenbacher! Mit 3,5 (Rosalie) und 4 (Filip) Punkten haben die Kinder tolle Erfahrungen auf internationalem Niveau gesammelt, auch wenn sicherlich der eine oder andere Punkt zwischendurch auf der Strecke geblieben ist. Es war zu merken, dass es in dem ein oder anderen Land keine Turnierpause in der Coronazeit gegeben hatte. So schön auch das online-Spiel sein kann, echte Langzeitpartien an einem realen Brett sind doch etwas anderes.

Alle Ergebnisse und Tabellen gibt es auf der Turnierseite.

Nochmal Hochspannung in Runde 9
Konzentration zum Abschluss

Bei der Siegerehrung freuten sich Rosalie und Filip über ihre Medaillen. Rosalie wurde siebte bei den Mädchen in der U14 und 20. in der Gesamtwertung. Filip erreichte den 19. Platz in der U10, respektable Ergebnisse in den sehr stark besetzten Turnieren. Nicht unerwähnt lassen wollen wir aber auch Maja Buchholz vom SK Langen, die über eine Zweitmitgliedschaft bei der VSG ebenfalls beim IM-Training in Offenbach mitmacht. Wie Rosalie holte sie 3,5 Punkte und erreichte den 8. Mädchenplatz. Wir gratulieren allen drei Kindern herzlich!

Die Top 10 der U14w mit Rosalie und Maja
Die Jungs der U12 bei der Siegerehrung mit Filip

Und was machten die Begleiter während der langen Partien?

u.a. eine wilde Berg- und Talfahrt

Freitag, 21.8.20 (Tag 8):

So langsam merkt man den Kindern die Anstrengung des langen Turnieres an. Filip und Rosalie hatten Gegner auf Augenhöhe, so dass nochmal die Chance bestand, sich in die obere Tabellenhälfte zu spielen. Rosalie spielte ein innerdeutsches Duell gegen Deutschlandkaderspielerin Saskia Pohle und Filip hatte einen Gegner aus Polen zugelost bekommen. Doch beiden, und das ist nicht schlimm, unterliefen in den entscheidenden Situationen Rechenfehler, die zu Figurenverlusten führten. In der Folge gingen dann auch die beiden Partien verloren. Am Abschlusstag besteht dann aber nochmal die Möglichkeit, sich einen Platz im Mittelfeld zu erkämpfen.

Donnerstag, 20.8.20 (Tag 7):

Pizzaessen der U14w-Mädchen mit Bundesjugendtrainer und Eltern

Auch wenn sicherlich der ein oder andere halbe Punkt im Turnier auf der Strecke geblieben ist, haben die Kinder bisher einen tollen kämpferischen Einsatz geboten und sich voller Elan in die Vor- und Nachbereitung sowie natürlich die Partien gestürzt. Bundesjugentrainer Bernd Vökler lud daher die von ihm betreute U14w-Mädchengruppe zum Pizzaessen ein, eine hoch willkommene und vergnügliche Abwechslung vom Hotelalltag.

Start in die 7. Runde

Ein bisschen Schach gespielt wurde heute auch noch. Rosalie hatte spielfrei und konnte Kräfte für den achten Spieltag sammeln, während Filip ein innerdeutsches Duell bestreiten musste. Leider ging dies nach durchaus vorhandenen Gewinnchancen auf der Zielgeraden verloren, aber auch eine Niederlage konnte in der Partie mit wechselnden Vorteilen abgewendet werden. Am Ende stand somit ein Remis zu Buche. Mit 3,5/7 spielt Filip bisher ein starkes Turnier. Da kommt bestimmt noch etwas auf das Punktekonto hinzu.

Dies hofft auch Rosalie, die nach der heutigen Freirunde bei 3/7 steht.

Mittwoch, 19.8.20 (Tag 6):

Der Spieltag begann mit einer großen Überraschung. In der U10 wurde Filip für die schönste Partie des Vortages geehrt! Das wertete den Vortagessieg gleich nochmal auf. Wir gratulieren herzlich!

Ehrung für die beste Partie der 5. Runde

An den Brettern ging es dann gleich zur Sache. Filip hatte sich an Brett 5 hochgespielt. Sein Gegner war daher erwartungsgemäß mit einer deutlich höheren ELO versehen. Nach einer gut gespielten Eröffnung sah es so aus also ob Filip gut mithalten könnte. Dann setzte sich aber doch der spielstärkere tschechische Spieler Schritt für Schritt durch. Die folgelogische Niederlage tat dann auch nicht so weh.

Gleich startet die 6. Runde

Bei Rosalies Partie entwickelte sich ein Duell auf Augenhöhe welches lange in völlig ausgeglichenen Stellungen blieb. Gerade als Rosalie ihre Kräfte zum Angriff bringen wollte, verteidigte sie ein Feld schlecht, was sich als folgenschwer erweisen sollte. Trotz erneut kämpferischer Einstellung ging die Partie somit leider verloren, so dass erstmals bei dieser Meisterschaft kein Punkt nach Offenbach geht.

Rosalie vor der sechsten Runde

Dienstag, 18.8.20 (Tag 5 – Halbzeit):

Der Spieltag heute war nichts für schwache Nerven. Filip wollte im innerdeutschen Duell den Vortagesverlust vergessen machen und Rosalie wollte dem gut 200 ELO-Punkte höher bewerteten Gegner aus Polen das Leben schwer machen.

Mit Zuversicht in Runde 5

Filip setzte seinen Plan mit Bravour um. Schritt für Schritt erspielte er sich entscheidenden Vorteil und als er einen Springer und zwei Bauern mehr auf dem Feld hatte, war es nur noch reine Formsache: Damenumwandlung und ab zum Matt! Mit 3/5 liegt Filip nun punktgleich mit dem Achten auf einem guten 13. Platz.

Vor dem “Schachkrimi”

Sensationell mutiges Schach zeigte auch Rosalie in ihrer Partie. Über vier Stunden wurde auf des Messers Schneide gekämpft. Mutige Angriffe und Kombinationen auf beiden Seiten waren das Merkmal des Spieles, auch wenn nicht alles korrekt im Sinne der Theorie war. Die letzte Stunde hing für beide Spieler an jedem einzelnen Zug Sieg oder Niederlage. Zunächst schien das Spielglück Rosalie hold zu sein. Als die Live-Engine +7 für sie anzeigte, wäre das Spiel fast im Sack gewesen. Dumm nur, dass schon der zweitbeste Zug klaren Vorteil für den Gegner bedeutete. Langer Rede kurzer Sinn, die Partie ging leider verloren, ist aber sicherlich ein heißer Kandidat für “The Match of the Day”. Auf Platz 18 liegt Rosalie aber nur 0,5 Punkte hinter dem zweiten Mädchenrang. Da ist in den verbleibenden vier Runden noch alles möglich.

Montag, 17.8.20 (Tag 4):

Für die vierte Runde hatten sich unsere Offenbacher wieder ganz schön was vorgenommen. Nach dem Frühstück wurden erstmal wie jeden Tag die Datenbanken nach den Partien der Gegner durchforstet, mal mit Erfolg, mal finden sich aber auch nur zwei Jahre alte Partien, was die manchmal doch erstaunlich geringen ELO-Zahlen der Gegner erklärt. Auf dem Niveau sind die Spieler dann meist schon lange nicht mehr. Das erste, was man also bei einem solchen internationalen Turnier lernt, ist, dass die ELO-Zahl der Gegner nur eine begrenzte Aussagekraft über die Spielstärke hat.

Nachdem man sich einen groben Überblick über die Vorlieben der Gegner verschafft hat, geht es dann in die Planung der eigenen Partie. Was könnte für eine Eröffnung kommen, was spielt man selber gerne oder möchte man mal für die gegnerischen Trainer gar eine falsche Fährte legen? Die Details werden anschließend mit dem jeweiligen Trainer ausgearbeitet. Meist dauert dies 45 bis 90 Minuten. Für die erforderliche Ablenkung sorgt dann der schon weiter unten beschriebene Besuch der Sommerrodelbahn, ein Besuch im Schwimmbad oder die Bowlinganlage im Hotel.

Vor der 4. Runde

Der Vorrede aber nun genug. Rosalie hatte sich heute fest einen vollen Punkt vorgenommen und kam mit der Variante der sizilianischen Eröffnung ihrer Gegnerin auch gut klar. Schnell waren Raum und auch ein Bauer gewonnen. Die Grundlage für den späteren Erfolg war gelegt. Doch die Gegnerin hielt gut gegen und lauerte drei Stunden lang auf einen Gegenschlag auf der Grundreihe. Zum Glück ließ es Rosalie nicht dazu kommen und setzte mit Läufer und Dame matt. Mit 2/4 liegt sie damit in der allerdings noch wenig aussagefähigen Tabelle nun auf Platz 12 unter 25 Startern und ist das drittbeste Mädchen hinter einer Tschechin und einer Slowakin.

Die Erwachsenen dürfen nur mit Maske kurz in den Spielsaal

Auch Filip hatte sich sehr gut vorbereitet und kam mit Vorteil aus der Eröffnung. Danach entwickelte sich eine spannende Partie, in der der Vorteil einige Male hin und her wechselte. So ab dem 30. Zug schien Filip aber auf der Gewinnerseite zu sein. Die Initiative und gefährliche Schachdrohungen mit Doppelangriffmotiven waren auf seiner Seite. Doch wie es manchmal so kommt, ein Zug erlaubt dem Gegner Gegenspiel und die Partie kippt. So auch hier. Trotz großartigem Spiel über den größten Teil der Partie blieb der Punkt diesmal bei den gastgebenden Tschechen. Mit 2/4 ist aber auch Filip als 13. unter 29 Teilnehmern aktuell in der oberen Tabellenhälfte positioniert, ein sehr erfreulicher Zwischenstand.

Sonntag, 16.8.20 (Tag 3):

Der dritte Tag stand zunächst ganz im Zeichen der Delegationsfotos:

Die deutsche Delegation in Tschechien

Natürlich ließen es sich unsere Offenbacher nicht nehmen, auch ein Foto mit Bundesjugendtrainer Bernd Vökler zu schießen:

Maja, Filp und Rosalie mit Bernd Vökler

Majas Heimatverein ist zwar der SK Langen, aber seid gut einem Jahr trainiert sie auch parallel in Offenbach, daher gehört sie natürlich auch mit auf das Foto.

Und dann ging es auch schon an die Bretter. Filips Gegnerin Tobias Komarek, Tobias scheint in Tschechien ein Mädchenname zu sein, hatte die leicht höhere ELO als Filip. Doch Filip zeigte sich gut vorbereitet. Eine kurze Druckphase der Gegnerin irritierte ihn nicht und ganz cool sorgte er zunächst für Ausgleich, um sich dann einen kräftigen Vorteil zu erspielen. Auch wenn die Partie wieder gut drei Stunden dauerte, kam nach den ersten 60 Minuten nie das Gefühl auf, dass es gegen ihn laufen könnte. Ein schönes Mattbild mit Springer und Dame rundete den zweiten, verdienten Punktgewinn ab. Wir gratulieren herzlich!

Filip vor der dritten Runde

Und auch Rosalie konnte sich wie am Vortag mit einem Remis in die Punkteliste eintragen. Auch wenn die Eröffnungsphase eindeutig an ihren Kontrahenten Jakub Valdman aus Tschechien ging, kämpfte sich Rosalie wieder in die Partie und konnte ihren Rückstand sogar in einen zeitweiligen Vorteil tauschen. Doch als sie ihren starken Turm tauschte, war das Endspiel ein klares Remis. Und so kam es auch, beide Kontrahenten gaben sich friedlich die Hand.

Rosalie vor der dritten Runde

Und was macht man so auf einer EU-Meisterschaft, wenn man nicht Schach spielt? Da gibt es es einige Möglichkeiten. Abends wird nach der Nachbereitung der Partien der große Spielekoffer ausgepackt. Tagsüber gibt es direkt um die Ecke eine tolle Sommerrodelbahn, aber anders als man es aus Deutschland kennt. Gelenkt wird mit den Füßen und Bremsen gibt es zum Glück auch:

So geht es dann rasant den Berg hinunter

Und natürlich kann man hier die Bergwelt erwandern und per Lift abkürzen:

Die Begleiter vor Ort gönnen sich den Lift 🙂

Und oben auf dem Berg gibt er auch eine Art “Goetheturm” mit fantastischer Aussicht:

Und morgen wartet dann die Bowlingbahn auf uns 🙂

Samstag, 15.8.20 (Tag 2):

Für den Samstag hatten sich unsere beiden Spieler etwas vorgenommen, schienen die Gegner von der Papierform doch schlagbar. Doch Rosalie kam mit der Favoritenrolle nicht so gut klar und leistete sich nach einer sauberen Eröffnung ungewohnt viele ungenaue Züge und Tempoverluste, wodurch in ihrer Stellung mehrere Schwächen entstanden. Zwar konnte sie sich noch lange verteidigen, aber der Computer zeigte gnadenlos eine Verluststellung an. Doch im 39. Zug bot Rosalies Gegnerin einen Turmtausch an, ein großer Fehler, der die Stellung prompt zum Ausgleich brachte. Rosalie lehnte dann sogar noch ein Remisangebot ab, doch mit schließlich nur noch einer Minute auf der Uhr war der Weg zum Gewinn zu kompliziert. Nach gut vier Stunden einigten beide sich auf Remis. Ein kleiner Erfolg nach einer nervenaufreibenden Partie, an der man wieder sehen konnte, dass man niemals aufgeben sollte.

Optimismus vor der 2. Runde

Noch besser machte es Filip in der U10. Nach intensiver Vorbereitung erspielte er sich in seinem Dreistundenmatch langsam aber sicher Vorteil. Am Ende hatte er einen Läufer und drei Bauern mehr auf dem Brett, was er souverän im Endspiel erst für zwei neue Damen und dann zum vollen Punktgewinn verwertete. Wir gratulieren herzlich zum ersten Punkt für unsere Offenbacher!

Filip vor der 2. Runde

Freitag, 14.8.20 (Tag 1):

Der erste Turniertag begann mit einer hammerharten Auslosung für Rosalie und Filip. Rosalie durfte am ersten Brett gegen den tschechischen Turnierfavoriten Richard Stalmach, ein Fide Meister mit ELO 2273, antreten, während Filip es in seiner Altersklasse am zweiten Brett mit dem Zweitgesetzten Bayarjavkhlan Delgerdalai, ebenfalls aus Tschechien, mit einer ELO von 1853, zu tun bekam.

Duell am Spitzenbrett

Doch beide Kinder ließen sich von den Favoriten nicht beeindrucken und spielten mutig auf. Rosalie konnte sich nach 17 Zügen sogar einen Vorteil erarbeiten, der allerdings bis zum 30. Zug wieder verloren ging. Danach entwickelte sich in der gut vierstündigen Partei, in der beide Spieler am Ende in Zeitnot kamen, ein offener Schlagabtausch. Das bessere Ende hatte dann aber doch der Favorit aus Tschechien für sich und behielt den Punkt im Gastgeberland. Bundesjugendtrainer Bernd Vökler fand aber in der anschließenden Analyse lobende Worte, insbesondere für die stark gespielte erste Partiehälfte. Und auch Heimtrainer IM Stefan Solonar hatte bei der Liveübertragung mitgefiebert, hatte er sich mit Rosalie schon vor einigen Tagen auf diesen Gegner vorbereitet.

1. Partie im Nationaltrikot

Auch Filips Partie war lange Zeit offen. Bis ins Endspiel hinein konnte Filip die Partie sehr ausgeglichen gestalten. Weit mehr als zwei Stunden Spielzeit gegen einen so starken Gegner sind schon für sich genommen eine starke Leistung. Wie so oft entschied am Ende ein unglücklicher Zug über den Ausgang. Aber wie schon bei Rosalie war die Leistung so stark, dass man trotz Niederlage sich mit einem guten Gefühl in die zweite Runde am Samstag starten kann.

Anreise, Mittwoch/Donnerstag (12./13.8.20):

Spaß und Kultur bei der Anreise: Die mehr als 900km Fahrt von Offenbach nach Kouty nad Desnou wurden in Dresden mit einer leckeren Pizza und Stadtbesichtigung samt Riesenradfahrt in zwei Etappen aufgeteilt.

Die Dresdner Frauenkirche
55 Meter hoch ging es hinaus

Wer mit den beiden mitfiebern möchte, bekommt alle Infos hier:

Offizielle Turnierseite

Liveübertragungen bei chess24

Ergebnisse und Tabelle U14 (Rosalie)

Ergebnisse und Tabelle U10 (Filip)

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