Im Schachtraining vom 15.3.2011 hat Stefan Reschke u.a. ein Eröffnungsrepertoire für Weiß mit 1.e4 e5 vorgestellt. Zur Erstellung benutzte er ausgiebig die Referenzfunktion von ChessBase 10 und er hat mich gebeten, dazu ein paar technische Anmerkungen auf unserer Webseite zur Verfügung zu stellen. Ich möchte das gerne etwas weiter fassen. Hier also einige Tips zur Eröffnungsvorbereitung mit ChessBase und anderen Tools.
Als Beispiel will ich ein Repertoire für Schwarz gegen die Abtauschvariante im Spanier erstellen. Wir geben also die Züge 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.Lxc6 dxc6 ein, wählen “Referenz” (statt Notation) und sehen folgendes:
In der Referenzdatenbank (mit rechter Maustaste Datenbank auswählen und unter “Eigenschaften” als Referenzdatenbank ausgewählt) gibt es 19051 Partien mit dieser Stellung. Für jeden Zug von Weiß, der in der Datenbank vorkommt, wird jetzt u.a. angezeigt: wieviele Partien gibt es mit diesem Zug, wie erfolgreich war Weiß, welche bekannten Spieler haben diesen Zug gewählt. Der mit Abstand häufigste Zug war also 5.0-0. Außerdem wollen wir in unserem Repertoire noch 5.d4 und 5.Sc3 berücksichtigen. Nach 5.0-0 erhalten wir folgendes Bild:
Die meistgespielten Züge sind also 5.-f6 und 5.-Lg4. Unser Vorbild, Michael Adams, wählte 5.-Lg4 oder 5.-Df6. Mit beiden Varianten strebt Schwarz aktives Spiel gegen den weißen König an. Sie können durch Zugumstellung ineinander übergehen. Ich will mich hier nicht mit den Feinheiten solcher Zugumstellungen beschäftigen und wähle deshalb das direkte 5.-Lg4. Eine der Hauptvarianten ist jetzt 6.h3 h5 7.d3 Df6 8.Sbd2 Se7 9.Te1 Sg6. In dieser Stellung möchte ich eine weitere Anwendungsmöglichkeit von ChessBase 10 vorstellen, den
Der Eröffnungsreport. Wir wählen also unter “Extras” “Eröffnungsreport” und ChessBase erstellt selbständig einen Repertoirevorschlag für den Spieler, der nicht am Zug ist (hier also Schwarz). Das Ergebnis können wir uns hier als pdf-Datei ansehen. (Die Links funktionieren natürlich nur in ChessBase, nicht in der pdf-Datei.)
Das Klemmbrett. Die für unser Repertoire relevanten Partien werden jetzt auf dem Klemmbrett (Clipdatenbank) gesammelt. Leider führt auf Dauer kein Weg daran vorbei, die Partien etwas genauer anzusehen. Dabei kann eine Analyse-Engine ganz hilfreich sein. Man sollte sich aber immer auch die Frage stellen, was würde ich hier ziehen (und weshalb ist das schlecht). Um später leichter darauf zugreifen zu können, wollen wir das ganze noch ausdrucken.
Der Repertoiredruck. Dazu auf dem Klemmbrett “alle Partien auswählen” und (mit der rechten Maustaste) “ausgewählte Partien verschmelzen”. Für die so entstandene Partie wählen wir Druck->Repertoire drucken. Das Ergebnis könnte so aussehen.
Bücher. Was uns noch fehlt, ist etwas Text. Eine verbale Beschreibung der gegenseitigen Pläne ist für das Verständnis sicher hilfreich. Hier können Bücher weiterhin hilfreich sein. Empfehlenswert sind z.B. die 4 Bände von Watson “Geheimnisse Moderner Schacheröffnungen”. Zur spanischen Abtauschvariante findet man 7 Seiten mit 3 ausführlich erklärten Partien. Das sind offenbar deutlich weniger als die 19051 von oben. Will man mehr Informationen in ein Buch packen, muß man die Auswahl nach irgendwelchen Kriterien einschränken. Beliebt sind zur Zeit die Repertoirebücher, die für eine Seite immer nur einen Zug empfehlen. Für 1.e4 e5 mit Schwarz z.B. die beiden Bände von Mihail Marin “Beating the Open Games” und “A Spanish Repertoire for Black”. Da er nach 5.0-0 aber 5.-f6 empfiehlt, finden wir zu 5.-Lg4 leider garnichts. Interessant sind auch die Eröffnungsbücher der Schachprogramme. Das Eröffnungsbuch von Rybka basiert z.B. auf 700000 gut ausgewählten Partien. Diese Bücher kann man ChessBase ansehen (und bearbeiten; Öffnen->Datenbank und als Dateityp ctg wählen). Wer ein Handy (oder PDA) mit Windows-mobile besitzt, sollte sich PocketFritz 4 zulegen. Das Programm kann alle ChessBase-Formate bearbeiten. Damit ich habe meine 4,8 Millionen Partien auf dem Handy immer dabei.
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