Bereits zum zweiten Mal nach 2018 konnte sich Dominik für die Jugendweltmeisterschaften qualifizieren. Ein toller 5. Platz bei der Deutschen Jugendmeisterschaft im Juni hat dies möglich gemacht. Vom 30. Startplatz kommend spielte Dominik zwischen dem 1. und 13. Oktober in insgesamt elf Runden in Indien mit der Weltspitze um den Titel. Dieses Jahr in der U14 gehörte Dominik dem jüngeren Jahrgang an, die Aufgabe war daher nochmal eine Nummer schwerer als bei der Premiere im Vorjahr in der U12. Das Bild zeigt Dominik im Kreis aller deutschen Teilnehmer mit Bundesjugendtrainer Bernd Vöckler.
Nicht hoch genug einschätzen kann man das erneut beste Abschneiden unter den deutschen Teilnehmern mit Platz 29 im Endklassement. Lange Zeit sah es sogar nach einem Sprung in die Top Ten aus, doch die Gegner in den beiden Schlussrunden waren einfach zu stark. Dominiks ELO-Performance jenseits der 2100er-Marke zeigt aber ebenfalls an, eine wie starke WM er gespielt hat. Gleich mehreren FMs und Gegnern aus den Top Ten der Setzliste hielt er stand. Die ganze VSG gratuliert zu diesem tollen Ergebnis! Und jetzt warten wir gespannt auf den Abschlussbericht 🙂
2. Zwischenbericht aus Mumbai vom 9.10.2019:
Am Sonntag konnte mit weiß gegen den Fidemeister Marc Morgunov leider das Punktekonto nicht aufgefüllt werden. Es kam eine interessante Partie aufs Brett, in deren Eröffnungsphase der Österreicher einen starken Plan verfolgte und sich dann Raumvorteil sicherte. Dome probierte die gegnerischen Bauern anzuknabbern, aber Morgunov fand eine starke Fortsetzung, mit der er dem VSG-ler ordentliche Probleme bereitete: Es folgte ein Qualitätsopfer für einen Mattangriff mit dem Läuferpaar.
Die 7. Runde sollte eine Partie werden, in der sich beide Kontrahenten in der Theorie der Caro-Kann-Hauptlinien gegenseitig abfragten. Dome und der Thailänder Laohawirapap gingen mutig ins Duell, haben beide doch in ihren Datenbanken zahlreiche Partien dazu aufzuweisen. Der Offenbacher musste jedoch feststellen, dass der Gegner mit dem Vornamen Prin dieses System mit den weißen Steinen ebenfalls gut behandeln kann. So spielten die beiden 17. Theoriezüge, bevor die Partie letztlich im 28. Zug remis durch Stellungswiederholung endete. Im Turnier selbst darf übrigens kein Remis vor dem 31. Zug vereinbart werden.
Danach folgte der freie Tag. Nach dem Frühstück wurde der Pool gestürmt, der mit angenehmen 28 Grad der Außentemperatur entspricht. Es ist sowieso faszinierend, dass es in Mumbai mit seinem tropischen Klima den ganzen Tag quasi durchgängig gleich warm ist. Die WM wurde zudem zeitlich geschickt gelegt, da mit dem Tag der Anreise der über 500 Teilnehmer aus 65 Nationen die dreimonatige Regenzeit endete. Mit der gesamten deutschen Truppe, die insgesamt aus 9 Spielern besteht, und einer indischen Delegation ging es nach dem Mittagessen gemeinsam auf eine Bus-Exkursion in die Riesenmetropole Mumbai.
Mumbai, bis 1996 auch bekannt als Bombay, zählt 22 Mio. Einwohner und ist die wichtigste Hafenstadt und das wirtschaftliche Zentrum Indiens. Die Größe der Stadt wird auch dadurch deutlich, dass man vom Spiel-Hotel am nördlichen Stadtrand bis in die Innenstadt knappe 90 Minuten fährt. Aber der Transfer verging wie im Flug, da ein einheimischer Reiseleiter tolle Geschichten und viele Details über Land und Leute vermittelte.
Besonders beeindruckend war der Aufenthalt am Gateway of India: Ein Triumphbogen und das berühmteste Wahrzeichen Indiens. Eine interessante Geschichte am Rande: Dome wurde hier von etlichen Indern angesprochen, ob sie ein Selfie mit ihm machen können. Rothaarige scheint es hier selten bis gar nicht zu geben…
Danach ging es weiter zum berühmten Victoria Bahnhof. Täglich passieren mehr als 1000 Züge und etwa drei Millionen Menschen den Bahnhof; damit ist er nach Fahrgästen der verkehrsreichste der Welt.
Es folgte eine Besuch des einzigen Strandes der Stadt, an dem der „Dashahara“, ein hinduistischer Feiertag, begangen wurde. Hier zelebrieren die Menschen die indischen Götter mit einer Freudenfeier. U.a. konnten man miterleben, wie eine Gottesfigur vom Strand zu einem Boot getragen wurde, um dann mit lautem Gesang aufs Meer hinaus gefahren zu werden.
Am Ende stand als Highlight die Einladung der Vizekonsularin in ihre Residenz. Was für eine Ehre! Beim unvergesslichen Besuch gab es neben Small Talk auch ein edles Dinner sowie Cocktails.
Aber zurück zum Schach: Bereits zum 3. Mal bei der WM ging es in der gestrigen Runde gegen einen Gegner aus dem Gastgeberland. Arhan Chethan Anand weist trotz seines jungen Alters (Jahrgang 2008) eine beachtliche Elo von 2167 auf. Allein in den letzten 3 Monaten hat er seine Zahl um 400 Punkte steigern können. In einer Damengambit-Partie konnte Dome in der Eröffnung seinen Gegner auskontern und relativ früh im Spiel einen Mehrbauern erzielen. Danach stellte der Offenbacher seine Figuren aktiv und schwächte die gegnerische Bauernstruktur durch geschicktes Manövrieren, um anschließend in ein gewonnenes Turmendspiel abzuwickeln.
Die Zeit in Mumbai ist der deutschen Zeit 3.5 Stunden voraus. Somit stehen 5/8 Punkte, die am Donnerstag um 11:30 Uhr deutscher- und 15:00 Uhr indischer Uhrzeit ausgebaut werden können.
Am Donnertag spielen alle 3 deutschen Spieler aus der Altersklasse U14 – neben unserem Vereinsspieler sind dies noch Collin Colbow von Werder Bremen und Ole Zeuner von den Schachzwergen Magdeburg – gegen einen indischen Jungen. Dominik hat dabei mit schwarz gegen Ayush Sharma zu spielen. Dome wird sich morgen wie vor jeder Runde ab 11.00 Uhr Ortszeit intensiv vorbereiten. Gegen 13.00 Uhr folgen Mittagessen und -pause, bevor ab 14.00 Uhr die möglichen Varianten und Züge noch einmal akribisch durchgegangen werden.
Auf dem Weg ans Brett 12 sind strenge Sicherheitsvorkehrungen zu überwinden. Jeder Spieler wird mit Handscannern vor dem Betreten des Spielsaales auf elektronische Geräte, Uhren und Stifte kontrolliert. Stichprobenartig können weitere Kontrollen nach dem Toilettengang und nach dem Partieende durchgeführt werden. Wie vor jeder Runde werden dem Gegner tolle Gastgeschenke von der Stadt Offenbach überreicht, über die sich die Gegner immer sehr freuen (u.a. Baseballkappen mit dem Aufdruck „OF“).
Wer “live” mitfiebern will, kann Dome natürlich weiterhin auf “chess24” oder auf „chessbomb“ mit einer Übertragungsverzögerung von 30 Minuten verfolgen. Weitere Links finden sich am Ende des Beitrages.
“Halbzeitbericht” von Andreas Laux aus Mumbai:
In den ersten 5 Runden hat Dome 3 Gegner aus den Top 10 zugelost bekommen.
Mit insgesamt 3,5 Punkten spielt er bislang ein sensationelles Turnier.
Rd. | Br. | Snr | Name | Elo | Land | Pkt. | Erg. | |
1 | 30 | 75 | CM | Khalifah Khaled | 1644 | UAE | 1,0 | s 1 |
2 | 4 | 5 | FM | Pranav Anand | 2351 | IND | 3,5 | w ½ |
3 | 11 | 9 | FM | Borhy Marcell | 2321 | HUN | 2,5 | s 0 |
4 | 22 | 49 | Aditya Varun Gampa | 1879 | IND | 1,5 | w 1 | |
5 | 12 | 7 | FM | Petkov Momchil | 2333 | BUL | 2,5 | s 1 |
Aber im Einzelnen:
Runde 1 fing mit einem Erfolgserlebnis super an. Es kam die Vorbereitung mit den schwarzen Steinen. Mit einem Bauernopfer hat Dome einen gefährlichen Angriff gestartet, welcher letztlich zum Matt geführt hat.
Der Turnierplan sah bereits am zweiten Tag eine Doppelrunde vor, die aber die einzige im Turnierverlauf ist. Da der Gegner aus Indien auf Platz 5 gesetzt ist und von der Elo-Zahl her deutlich überlegen war, wird er sich das Resultat mit Sicherheit anders vorgestellt haben. In einem Königsinder hat Dome bereits in der Eröffnung seinem Gegner große Probleme bereitet. Im Mittelspiel gewann er dann eine Qualität, die er aber aufgrund der starken Kompensation des Gegners zurückgeben musste. In einem Turmendspiel musste sich Dome trotz einem Mehrbauern mit einem Remis zufrieden geben.
In der zweiten Partie des Tages hat Dominik in der Eröffnung einen Plan verfolgt, mit dem er sich aber selbst in große Schwierigkeiten gebracht hat, weil er sich durch diesen im Verlauf der Partie ein Felderschwäche schuf. Diese konnte der Gegner ausnutzen und die Partie für sich entscheiden.
„Gegner aus Indien scheinen mir Glück zu bringen“, so Dome am Freitag. Der Gegner spiegelte den Offenbacher, indem er die Eröffnung aus Runde 1 einfach wieder auf das Brett stellte. Trotzdem arbeitete sich Dominik in einem Turm-Springer-Endspiel infolge eines gegnerischen Fehlers einen Mehrbauern heraus, mit dem er souverän den Sieg einfuhr.
In der Runde am Samstag gelang ein voller Punkt gegen einen starken Fidemeister aus Bulgarien. Aufs Brett kam eine Partie mit slawischer Verteidigung, in der eigentlich keiner der beiden einen entscheidenden Vorteil erzielen konnte. Zwischenzeitlich gab es durch eine einmalige Zugwiederholung ein indirektes Remisangebot, aber die Entscheidung zum Ausspielen war die Richtige. Momchil geriet in extreme Zeitnot und hatte für die Zeitkontrolle lediglich noch 1 Minute auf der Uhr, als er die Partie mit seinem 40. Zug quasi einstellte: 2 Züge später gab er dann auch auf.
Die Zeit in Mumbai ist der deutschen Zeit 3.5 Stunden voraus. Somit stehen 3,5/5 Punkte, die am Sonntag um 11:30 Uhr deutscher- und 15:00 Uhr indischer Uhrzeit ausgebaut werden können.
Am Sonntag geht es mit weiß gegen den österreichischen Fidemeister Marc Morgunov ans Brett. Wer “live”mitfiebern will, kann Dome an Brett 8 auf “chess24” mit einer Übertragungsverzögerung von 30 Minuten verfolgen.
Wir drücken Dominik weiterhin alle Daumen und wünschen neben dem sportlichen Erfolg eine tolle Zeit in Indien!
Wer mitfiebern möchte:
- Alle Ergebnisse und Tabellen
- Turnierseite des Deutschen Schachbundes
- Offizielle Ausrichterseite
- Ein paar Videoimpressionen
Und hier noch ein paar Eindrücke von vor Ort:
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Hallo Ihr Lieben,
zunächst wünsche ich Euch einen angenehmen Flug für Dominik und seine beiden Begleiter Papa Andreas und Filip und einen interessanten Aufenthalt mit vielen Erlebnissen in Indien und bei der WM in Mumbai.
Dir Dominik wünsche ich wie immer den bestmöglichen Erfolg im Turnier der Weltelite. Ich werde Dir dabei wie immer beide Daumen drücken und deine Spiele und Ergebnisse mit Spannung verfolgen.
Gib wie immer Dein Bestes und der Erfolg wird Dich begleiten.
Für alle drei vor allem Gesundheit und eine schöne Zeit.
Meine besten Wünsche sollen Euch begleiten
Euer Opa Helmut aus Hadamar
Hallo Dominik,
zu Deinem Sieg in der 8. Runde nach dem gestrigen Ruhetag mit einem tollen Rundreise- Programm mit viel sight-seeing in der Stadt meine herzlichen Glückwünsche und große Bewunderung für Deine bisherige Leistung. Wie in allen vergangenen großen internationalen Meisterschaften haben die letzen Runden immer dein Können und deine Ausdauer mit einer Leistungssteigerung gezeigt, das du erst richtig in dem Turnier angekommen bist. Deine Stärken sind jetzt deine Strategie die Gegner in eine zeitlich lange Partie zu zwingen und deren Spiel und Konzentration zu stören und das Brett als Sieger zu verlassen. Mach weiter so, von hinten stechen die Bienen. Ich bewundere dich und drücke dir weiterhin ganz fest die Daumen. Ich bin sehr stolz auf meine Enkel und seine Erfolge.
Dein Opa Helmut aus Hadamar
Dear dear Dominik,
Congratulations! I wish I was there to take you around and show you my city, Mumbai but though I wasn’t there physically believe me I was around you in my thoughts. Love and blessings