Das böse P-Wort

Auf die Frage nach einem Plan für Weiß oder Schwarz reagiert Jan Gustafsson oft etwas gereizt. Er glaubt nicht an Pläne, er glaubt nur an gute Züge. Wie uns die Computer gezeigt haben, ist ein Plan völlig überflüssig, wenn man immer den besten Zug macht.

Für uns Sterbliche ist es aber oft recht hilfreich, wenn man eine ungefähre Vorstellung hat, wie die Partie weitergehen sollte. Insbesondere weiß ich gerne, was ich tun will, wenn der Gegner schlecht spielt. (Wenn er gut spielt, kann ich sowieso nichts machen.)

Deshalb bestand mein Repertoire eher aus Musterpartien, denen ich folgen wollte. Weniger aus konkreten Varianten.

Ein Beispiel: Mit Weiß gegen Nimzo-Indisch orientierte ich mich an einem Buch vom Timothy Tayler “Rubinstein Variation, Nimzo-Indian”. Nach 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.e3 0-0 5.Se2 d5 6.a3 Le7 7.xd5 xd5 entsteht die folgende Stellung

Die Bauernstellung erinnert an die berühmte “Karlsbader Struktur” aus dem Damengambit (1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Sf6 4.xd5 xd5 5.Lg5). Allerdings steht unser schwarzfeldriger Läufer noch auf c1, nicht g5. Taylor sieht darin sogar einen Vorteil! “Auf g5 wird der Läufer nur abgetauscht. Auf c1 ist er vor Abtausch geschützt.” Wir besetzen jetzt mit Sg3, Ld3, 0-0, f3, e4 das Zentrum und stehen auf Gewinn. Eine schöne Beispielpartie ist Reshevsky – Averbach, Zürich 1953. Auf gleich Sg3 kann Schwarz allerdings mit sofort c5 ausgleichen. Deshalb zunächst 8.b4. “After this move I see no way for Black to equalize the game.”

Stockfish war damals noch nicht geboren. Seiner Meinung nach geht es weiter mit 8.b4 a5 9.b5 Lf5 10.Sg3 Lg6 11.f4 und es ist vorbei mit unserem schönen Plan. Es wird konkret. Die Stellung ist in etwa ausgeglichen.

Heute ist 8.Sf4, was ebenfalls c5 verhindert, beliebter.

Interessant ist 8.g3. Carlsen, Karpov, Nakamura, Svidler, Dubov u.a. haben so gespielt. Laut stockfish steht Schwarz dann schon etwas besser (-0,3). Ich habe keine Ahnung wieso.

Hier noch eine schöne Partie aus dem Buch “Sacrifice and Initiative” von I. Sokolov.

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