Heute wollen wir uns der Tatsache stellen, dass der Plan im Schach alleine nicht ausreicht. Letztendlich müssen wir doch konkrete Züge ausführen. In diesem Beitrag will ich demonstrieren, wie mir der Plan in zwei Situationen helfen kann
- der Gegner weicht von der gelernten Zugfolge ab
- ich muss keine Züge auswendig lernen, die ich infolge meines Planes sowieso machen würde
Dazu betrachten wir die Variante gegen Nimzo-Indisch aus dem letzten Beitrag etwas genauer.
Nach 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.e3 0-0 5.Se2 d5 6.a3 Le7 7.xd5 xd5 8.Sf4 c6 9. Ld3 haben wir folgende Stellung
In seinem Schwarzrepertoire zu Nimzo-Indisch empfiehlt D. Swiercz hier den Zug Sa6. Aufschlussreich ist seine Begründung. In einer Partie Dittmar – Swiercz, Gibraltar 2013, geschah hier 9.-Te8 10.0-0 a5 11.Lc2 Sa6 12.f3 und Schwarz hat schon Schwierigkeiten Nach 12.-b5 13.e4 b4 14.Sa4 xe4 15.xe4 g6 hätte Weiß mit 16.e5 Sd5 17.Sxd5 xd5 18.Lh6 deutlich in Vorteil kommen können.
Ich habe diese Stellung von 8 verschiedenen engines ausspielen lassen. Ergebnis 7:1, 6 Siege für Weiß, 2 remis. Weiß spielte 16.Lb3, was auch ok ist, aber schließlich haben sich die 300 Elopunkte mehr von Schwarz durchgesetzt.
Der Zug 10.-a5 ist ungewöhnlich und Weiß war sehr wahrscheinlich nicht darauf vorbereitet. Er ist aber einfach unserem Plan gefolgt und kam so in Vorteil. Natürlich kann man auch nach dem 10. Zug noch Verbesserungen für Schwarz finden, trotzdem ist das ein schönes Beispiel zu Punkt 1 oben.
Jetzt zu 9.-Sa6. Die Idee dieses Zuges ist offensichtlich. Der Springer soll so schnell wie möglich nach e6 gebracht werden, wo er d4 angreift und damit unseren Plan mit e4 stört. In der Hauptvariante mit 9.-0-0 geht der Springer über d7 und f8 nach e6. Es geht also um ein Tempo, das Schwarz einsparen will. Müssen wir deshalb unseren Plan ändern?
Wir betrachten die “normale” Zugfolge 10.0-0 Sc7 11.f3 Se6 12.Sxe6 Lxe6
Jetzt ist e4 nicht so gut, weil nach fxe4 der Bauer d4 mit Schach geschlagen wird. Den müssen wir also vorher decken. Unser “Normalzug” hierfür wäre 13.Lc2 und der Zug ist völlig ok. Jon Ludvig Hammer spielte dann 13.-c5, was (wie fast alles andere auch) zum Ausgleich führt. In der Stellung nach 14.xc5 gefällt mir aber die Stellung mit 13.Ld2 (statt 13.Lc2) etwas besser. Wenn sich die Stellung öffnet, sollten wir die Entwicklung beschleunigen. Wenn nicht, könnte der Läufer nach f2 gebracht werden.
Betrachten wir jetzt die Hauptvariante. Die Züge 9.-Te8 10.0-0 Sbd7 11.f3 Sf8 12.Lc2 Se6 13.e4 xe4 14.Sxe6 Lxe6 15.xe4 sollten verständlich sein.
Wir haben unseren Plan erfolgreich ausgeführt, stehen aber entgegen den gemachten Versprechungen noch nicht auf Gewinn. Eine wichtige Fortsetzung ist hier 15.-c5. Jetzt müssen wir uns entscheiden zwischen 16.e5 und 16.d5. Das ist am Brett schwierig. Eine mögliche Variante wäre 16.e5 Sd5 17.Dd3 g6 18.La4
in der Hoffnung, nach 18.-Tf8 19.Lh6 eine Qualität zu gewinnen. Selbst nach dem Qualitätsgewinn steht Weiß nicht wirklich besser. Schwarz hat aber auch die Möglichkeit 18.-xd4. Das wurde schon häufig gespielt und ist eher angenehm für Schwarz.
Wir entscheiden uns deshalb für 16.d5. Z.B. 16.-Lg4 17.De1 Ld6 18.Dh4 Ld7 19.Lf4 Dc7?? (besser Db6 mit Ausgleich)
20.e5!! Lxe5 21.Lg5 und Weiß gewinnt. Es sind leider solche taktischen Tricks, die Schachpartien entscheiden.
Die andere wichtige Fortsetzung ist 15.-Lg4 16.Dd3 Lh5
Schwarz bringt seinen Läufer nach g6 und wehrt unseren Angriff ab. Hier gibt es die Möglichkeiten e5, Lf4 oder Kh1. Am besten gefällt mir das vom Computer vorgeschlagene 17.Kh1. 17.-Lg6 18.Dd1 Lh5 19.Dd3 Lg6 20.Dd1 Lh5 21.Dd3 remis wäre ganz nach meinem Geschmack.
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