Mit modernen engines, großen Datenbanken, vielen online-Kursen und Büchern ist das Eröffnungsstudium heute relativ einfach. Ich kann mich erinnern, dass jemand stolz behauptet hat, dass seine Analysen in der Najdorf-Variante jetzt bis Zug 67 gehen. Endspiele werden dagegen kaum beachtet. Das kann man angeblich bei Bedarf ausrechnen. Ich möchte mich von den vielen Varianten in Katalanisch etwas erholen und ein Gegenbeispiel zu obiger These vorführen.
In der Partie zwischen Anna Muzychuk und Lei Tingjie im Kandidatenturnier kam es zu folgender Stellung
Weiß spielte hier Td5+, wonach die Partie remis wurde. Tg8 hätte gewonnen.
Ist das schwierig? Nach unserem Training vom Dezember 2014 hätte ich hier ohne Nachdenken Tg8 gezogen. Mit Nachdenken ist es allerdings schwieriger, da man dann sieht, dass man mit Tf8 oder Td5+ sofort den Bauern f6 gewinnt.
Ohne den Bauern f6 ist es leicht.
1.Tg8 g4 2.Kf7 Kf4 3.Kg6 g3 4.Kh5 Kf3 5.Kh4 g2 6.Kh3 ist der Standardgewinnweg. Niemand käme auf die Idee, hier 1.Td5+ zu spielen.
Mit dem Bauern auf f6 geht das ganz genauso. 1.Tg8 g4 2.Kf7 Kf4 3.Kg6!! g3 4.Kh5 Kf3 5.Kh4 g2 6.Kh3.
Was lernen wir daraus? Der Satz “Endspiele muss ich nicht lernen, die kann ich gegebenenfalls berechnen” ist genauso wahr wie “Wer Schach spielen kann braucht keine Eröffnungstheorie, der weiß auch so, wo die Figuren hingehören”.
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