Bemerkungen zu Katalanisch 1

Ich will mich weiter mit der Erstellung eines Eröffnungsrepertoires mit Hilfe von ChessBase beschäftigen. Das beginnt immer mit der Frage, welche Eröffnungen ich denn überhaupt spielen möchte. Ich kann mich an den “Übersichten” im Brettfenster von ChessBase orientieren, wo ich ja z.B. die Wahl zwischen “Positionell”, “Angriff” usw. habe, oder ich kenne schon einige Eröffnungen und will das jetzt erweitern/präzisieren, oder ich orientiere mich an einem der vielen Kurse oder Bücher, die man kaufen kann. Ich habe hier einmal das Buch “Strategic Play with 1.d4” von Milos Pavlovic gewählt. Von einem Buch erhoffe ich mir gewisse Erklärungen zu den Zügen, die Wahrheit kennt aber natürlich nur der Computer.

Wir beginnen mit der Stellung nach 1.d4 Sf6 2.Sf3 d5 3.g3 e6 4.Lg2 c5 5.0-0 Sc6 6.c4

 

Wir können jetzt stockfish nach dem besten Zug fragen, diesen abspeichern und das dann auswendig lernen. Das finde ich aus 2 Gründen unbefriedigend

  1. es ist langweilig
  2. wenn man das Kandidatenturnier verfolgt, kann man sehen, dass Spitzenspieler diese Bewertungen schon nicht mehr zu ernst nehmen. Überraschung ist wichtiger als objektiver Wert. Schon Robert Hübner hatte festgestellt, dass eine Bewertung wie “Weiß steht besser” eigentlich unsinnig ist. Schach ist ein endliches Spiel, d.h. für jede Stellung gibt es nur drei mögliche Bewertungen, “Weiß gewinnt”, “Schwarz gewinnt” und “remis”. In seinem Buch “One Jump Ahead” (1997) beschreibt J. Schaeffer seine Erfahrungen mit seinem Dameprogramm Chinook, das schließlich den damaligen Weltmeister besiegte. Da das Programm “wusste”, dass alle Züge remis machen, war es schwer, ihm “gute” Züge beizubringen. Im Schach sind wir noch nicht so weit. Doch viele Spitzenspieler klagen jetzt schon, dass ihr Programm als Bewertung nur noch 0.0 anzeigt.

Mein Ehrgeiz ist es, zu obiger Stellung mehr sagen zu können, als nur 0.28 (Wobei der Computer auch noch ständig seine Meinung ändert.).

Als erstes stelle ich fest, dass diese Stellung in älteren Büchern kaum vorkommt. Nehmen wir z.B. “Katalanisch 1 und 2” von Neistadt. Nach 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.g3

 

betrachtet er nur die Züge 4.-xc4 und 4.-Le7. So kommt man nie zu unserer Stellung. Pavlovic stellt den Zug c4 zurück um die Komplikationen nach 4.-xc4 zu vermeiden. Schließlich suchen wir ein “Strategic Play”.

Natürlich kann in unsere Stellung 6.-Le7 7.xd5 xd5 8.Sc3 0-0 folgen

 

und wir sind in der Hauptvariante der Tarraschverteidigung gelandet. Da gibt es jetzt fast 20000 Partien in der Datenbank und unendlich viel Literatur.

Das Zurückstellen von c4 muss aber doch auch einen Nachteil haben.(Es gibt nichts umsonst.) Bei unserer Zugfolge hat Schwarz im 5. Zug die Möglichkeit 5.-xd4 6.Sxd4 e5

 

und die schwarze Stellung hat sich von 0.28 auf 0.22 verbessert. (Je nach engine und Bedenkzeit gibt es auch andere Werte).

Bei frühem c4 kann man c5 immer mit xd5 beantworten, und man vermeidet so diese Möglichkeit von Schwarz.

Kommen wir jetzt zu den Möglichkeiten für Schwarz: 6. – xc4

 

Plötzlich haben wir eine Stellung erreicht, zu der es mehrere tausend Partien gibt und die in der Literatur ausführlich behandelt wird. Sie entsteht in der Regel über 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.g3 xc4 5.Lg2 c5 6.0-0 Sc6.

Wir haben jetzt die Wahl zwischen

7.Da4 so haben schon Reti und Tartakower gespielt, aber auch Carlsen, Caruana und Ding Liren. Avrukh hat das einst empfohlen. (Erinnert sich noch jemand an Boris Avrukh? Sein “Grandmaster Repertoire” war 2008 der Renner.)

7.Se5 Das empfiehlt Christof Sielecki in seinem “Keep it Simple 1.d4”. Schwarz kann danach leichter Fehler machen. Z.B. sei Sxe5 hier schon ein Fehler. In Taimanows Buch aus dem Sportverlag (1970) war das noch die Hauptvariante.

7.xc5 Empfehlung von stockfish und Pavlovic. Führt zu einem leicht besseren Endspiel für Weiß, das schon häufig geübt wurde. Rakhmanov (Secrets of Opening Preparation) berichtet von einer Neuerung in diesem Endspiel, die sein Freund Sjugirov vorbereitet hatte. Während der Partie hat der dann aber die Züge verwechselt. Später hat Giri damit gegen So gewonnen.

7.Sa3 Seltener gespielt, aber immerhin schon dreimal von Magnus Carlsen!

Der zweite wichtige Zug für Schwarz ist 6. – Le7.

Wie oben gezeigt, kann man jetzt in die Tarraschverteidigung wechseln. Wir werden aber

7.xc5 Lxc5 8.a3 behandeln.

Fortsetzung folgt.

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