Am verlängerten Wochenende 29.4. bis 3.5.2022 wurde in Berlin die Deutsche Vereinsmeisterschaft 2021 der Mädchen U16 nachgeholt. Der ursprüngliche Termin “zwischen den Jahren” musste Dank Corona entfallen.
Für die VSG nahmen dieses Mal Rosalie, Sarah, Lea und Kalin den Wettbewerb mit den besten Mädchenteams Deutschlands auf. Dieses Jahr ging es anders als im Vorjahr, wo man in der Spitzengruppe und die Pokalplätze spielte, nicht um die vorderen Plätze. Aber die Gegnerinnen wollte man schon ein wenig ärgern und den ein oder anderen Punkt mit nach Offenbach entführen. Um es vorwegzunehmen, das gelang eindrucksvoll.
Am ersten Spieltag, am Samstag, gelang das mit den Punkten schon erstaunlich gut. In der ersten Begegnung gegen die siebtgesetzten Mädchen aus Garching gelang eine Partie auf Augenhöhe, ein 2:2 schien phasenweise in Griffweite. Rosalie punktete voll, Sarah holte ein Remis, 1,5:2,5 setzen sich dann doch noch knapp die bayerischen Favoritinnen durch.
Doch schon am Nachmittag saß man wieder an den Brettern gegen Köln-Porz 2. Und hier zeigten Kalin, Lea und Sarah, dass sie auch volle Punkte einfahren wollen und können. Trainer Ralph berichtete zwischendurch nach Kalins 1:0 in bester Sportschaumanier in der vereinsinternen Messanger-Gruppe: “Kalin hat gewonnen, eine Partie wie aus einem Guss. Lea und Sarah stehen auf Gewinn. Bei Rosalie ist es nach wie vor sehr umkämpft und offen. Porz muss aufpassen, hier nicht ein 0:4 zu kassieren!” Ganz so deutlich wurde es dann doch nicht, Rosalie gab gegen ihre Mannschaftskameradin aus der 2. Frauenbundesliga schließlich einen Punkt ab, aber Lea und Sarah sicherten den überzeugenden und verdienten 3:1 Erfolg. Damit haben schon am ersten Tag alle Mädchen volle Punkte geholt, Kalin wird damit mit Sicherheit nach dem Turnier ihre erste DWZ erhalten und am Abend konnte die Mannschaft ihren ersten Erfolg feiern.
Am Sonntag wartete in der dritten Runde mit dem SV Königsjäger Süd-West als drittgesetzter Verein ein ganz dicker Brocken auf unsere Mädchen. Die mehr als 1400 DWZ-Punkte am dritten und vierten Brett sollten sich für unsere eher halb so stark gewerteten Mädchen doch als zu viel erweisen. Doch Sarah behielt mit ihrem Remis auch im dritten Spiel eine weiße Weste und Rosalie schaffte den vollen Punktgewinn am Spitzenbrett, so dass mit 1,5:2,5 eine sehr knappe Niederlage gegen die erweiterten Turnierfavoritinnen zu buche Stand. Das Team kämpfte vorbildlich und macht es ihren Gegnerinnen nicht leicht.
In der Nachmittagsrunde gegen den SK Lehrte von 1919 wurden die Karten wieder neu gemischt und unsere Mädchen hatten reelle Chancen, etwas zählbares mitzunehmen.
Der Optimismus schien zunächst verfrüht zu sein. Kalin musste eine Qualität abgeben. Lea stand solide, aber die Gegnerin mit immerhin gut 400 DWZ mehr machte mächtig Druck. Doch davon ließen sich beide Mädchen nicht irritieren und fanden sich kämpferisch in die Partien ein. Kurz hintereinander meldeten beide “Remis”! Es stand also 1:1 und Sarah wie Rosalie hatten aussichtsreiche Stellungen auf dem Brett. Es war dann auch Rosalie, die die 2:1 Führung herstellte. Nun lag es an Sarah, den fehlenden halben Punkt zum Mannschaftssieg beizusteuern. Zwar hatte sie eine gewonnene Endspielstellung auf dem Brett, aber von der Theorie zur Praxis kann es bekanntlich manchmal ein weiter Weg sein. So auch hier. Nach mehr als drei Stunden dann aber die erlösende Meldung: Punkt für Sarah! Die Mannschaft hatte 3:1 gewonnen und sortiert sich damit genau in der Tabellenmitte ein. Ein starker zweiter Tag!
Am Montag stand das Team aus Landau aus der Pfalz auf dem Programm. Auf dem Papier hatte Landau gut 100 DWZ-Punkte im Durchchnitt mehr an den jeweiligen Brettern. Doch davon wollten sich unsere Mädchen einmal mehr nicht abschrecken lassen. Und es entwickelte sich eine wirklich umkämpfte Begegnung mit hin und her wogenden Vorteilen.
Kalin konnte sich aus einer nachteiligen Position befreien und Lea stand kurz davor zwei Figuren für einen Turm zu bekommen. Im Gegenzug verrechnete sich Rosalie leicht bei einem frühzeitigen Mattangriff, nachdem sie sich klaren Vorteil erspielt hatte. Nach gut drei Stunden sah es dann nicht mehr so gut aus. Kalin konnte einen durchmarschierenden Freibauern nicht mehr aufhalten und Lea kam in eine sehr passive Stellung. Dafür spielte Rosalie trotz einer fehlenden Qualität ihre Gegnerin beharrlich müde, was Fehler bei dieser provozieren sollte. Sarah schaffte es wieder in ein langes und zähes Endspiel, das in ein Remis mündete. Damit hatte Sarah auch in der 5. Runde noch keine Partie verloren. Sie spielte ein wirklich starkes Turnier. So auch Rosalie, sie knetete ihre Gegnerin so lange, bis tatsächlich noch ein voller Punktgewinn heraussprang. In Summe bedeutete dies eine knappe 1,5:2,5 Niederlage, mit der man sich aber sehr achtbar geschlagen hatte.
Am Nachmittag stand mit der Schachgemeinschaft Turm Raesfeld eine der erweitereten Turnierfavoriten auf dem Programm. War das Team doch auf Startplatz 5 gesetzt und somit klarer Favorit. Doch auch hier wollten unsere Mädchen kämpfen, auch wenn sie nicht gegen etwas DWZ-schwächere Gegnerinnen gehabt hätten. Und es ging fast los wie erwartet. Kalin wurde gleich zum Start überrannt und bei Lea der Königsflügel aufgerissen. Dem Druck konnte sie dann nicht mehr standhalten, 0:1. Auch Sarah kam zunächst in Bedrängnis, nur Rosalie kam mit einem gesunden Mehrbauern aus der Eröffnung. Sollte das die erwartbare Mannschaftsniederlage werden? Ganz so schnell und einfach sollte es dann doch nicht gehen. Kalins Gegnerin fand aus welchem Grund auch immer nicht den Erfolgsschlüssel und Kalin schaffte es, sich ins Dauerschach zu retten. Nur noch 0,5:1,5. An den vorderen Brettern wurde noch lange gekämpft, Sarah in der Abwehr, Rosalie im Angriff. Es wurde also mal wieder ein Krimi. Nach 3,5 Stunden dann die Wende an Brett 2. Der Angriff der Gegnerin wurde abgewehrt. Als Resultat ging Sarah mit einem Turm mehr in die restliche Partie. Jetzt sah es richtig gut für unsere Offenbacherinnen aus! Um 18:45 Uhr glich Sarah dann zum 1,5:1,5 aus. Jetzt lag es an Rosalie in der Extrazeit, was für unsere Offenbacherinnen herausspringen sollte. Um 19:41 Uhr dann die erlösende Meldung, in der längsten Partie des Tages, holt Rosalie den vollen Punkt zum anfänglich nicht zu erwartenden 2,5:1,5 Sieg! 6:6 Punkte nach sechs Runden, wer hätte das gedacht? Und nur um das mal einzuordnen, die Mädchen hatten heute weit über 7 Stunden Spielzeit zuzüglich Vor- und Nachbereitung. Was für eine mentale und physische Leistung!
Am Abschlusstag ging es nun gegen Leipzig um den Sprung in die obere Tabellenhälfte. Mit einem Sieg, würde das erreicht. Bei einer Niederlage geht es in die untere Hälfte. Egal wie es ausgehen sollte, eine tolle DVM war es von unseren Mädchen allemal!
Fast erwartbar konnte Kalin trotz kämpferischer Leistung gegen ihre DWZ-mäßig deutlich überlegene Gegnerin nur bedingt mithalten. Leipzig ging somit 0:1 in Führung. Doch aus der VSG-Messanger-Gruppe gab es optimistische Berichte: “Lea hat aus der Eröffnung heraus eine gesunde Stellung mit Druck auf die gegnerische Position, das ist gut gelaufen. Sarah hat wie geplant die Gegnerin aus der Theorie genommen und mit Schwarz eine ausgeglichene, ruhige Stellung erreicht. Rosalie spielt gegen die Pirc-Verteidigung, bauen sich beide noch auf, man kann noch nichts sagen.”
Und die Spannung sollte sich weiter steigern. Nach gut zweidreiviertel-Stunden machte Sarah am zweiten Brett ihr Remis zum 0,5:1,5: “Sarah remis, Lea hat einen Turm mehr. Rosalie hat es nun in der Hand…”, lautete der Messanger-Kommentar. Ob das aufgeht? Nur nebenbei, Sarah beendete die DVM ohne eine einzige Niederlage. Ein tolle Leistung am zweiten Brett! Leider war der Mehrturm bei Lea nur von sehr kurzer Dauer. Sie hatte nun zwar einen Läufer mehr, aber zwei Bauern weniger. Der Partieausgang blieb somit weiter offen. Nach dreieinviertel-Stunden endete Leas Partie im Remis, eine starke Leistung gegen gut 300 DWZ mehr bei der Gegnerin. 1:2 war nun der Zwischenstand. Sollte Rosalie noch der Ausgleich gelingen? Und Rosalie ging aufs Ganze und spielte mutig nach vorne. Zum Zeitpunkt von Leas Remis eroberte sie die Bauernmajorität am Damenflügel. Würde ihre Gegnerin damit umgehen können? Ja, sie konnte es, beide Mädchen einigten sich auf Remis und Offenbach unterlag knapp 1,5:2,5.
Mit 6:8 Punkten, wobei die Niederlagen ausnahmslos sehr, sehr knapp waren, beenden unsere Mädchen die DVM 2021 mit einer insgesamt sehr starken Leistung. Wie gut das war, werden die DWZ-Zugewinne in den kommenden Tagen eindrucksvoll zeigen. Rosalie, zusammen mit einer anderen Spielerin, und Sarah, zusammen mit zwei weiteren Spielerinnen, waren zudem mit 5,5 und 5 Punkten jeweils die besten Spielerinnen im Turnier an ihren jeweiligen Brettern In der Abschlusstabelle reichte es zu Platz 13 im Mittelfeld, aber die Tabellenmitte war extrem umkämpft. Platz 6 hatte auch nur zwei Punkte mehr.
Den neuen Deutschen Meisterinnen vom USV Halle gratulieren wir herzlich!
Bereits am kommenden Samstag geht es bei der Hessischen Mädchenmannschaftsmeisterschaft um die erneute Qualifikation zur MDVM und dann auch hoffentlich wieder die DVM 2022 am Jahresende! Den Appetit auf mehr haben die schönen und spannenden Tage in Berlin jedenfalls geweckt.
Wer die Meisterschaft nachvollziehen möchte, auf der Turnierseite finden sich alle Aufstellungen, Tabellen, Zeitpläne und natürlich auch die Partienotationen.
Das Titelbild zeigt die sympathische Mannschaft vor Turnierbeginn.
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