ChessBase bietet viele Möglichkeiten, ein eigenes Eröffnungsrepertoire zu pflegen. Ich kann dazu Datenbanken auf meinem Rechner anlegen, aber auch die für mich auf dem ChessBase-Server angelegten “Repertoire”-Datenbanken nutzen. Diese werden von der Eröffnungs-App genutzt und können auch von dieser direkt bearbeitet werden. Diese Möglichkeit soll heute etwas ausführlicher betrachtet werden.
Zunächst müssen wir die Eröffnungs-App starten. Dazu gibt es mindestens 3 Möglichkeiten.
Erstens: Start aus einem Brettfenster aus ChessBase 17. So haben wir das bisher immer gemacht:
Zweitens: Start aus dem Startbildschirm von z.B. Fritz 18
Drittens: Start mit einem browser (Edge, firefox usw.) direkt von der ChessBase-homepage
Nachdem wir die App gestartet haben, sehen wir etwa folgenden Bildschirm
Links die Partienotation eines Partieanfangs, den ich irgendwann einmal eingegeben hatte. In der Mitte das Brett und rechts das Live-Buch.
Mit dem Schalter “Schwarz laden” laden wir unser Schwarzrepertoire.
Ich will ein völlig neues Repertoire gegen 1.d4 erfassen. Wie man sieht, ist links der Zug d4 selektiert. Mit der Schere schneide ich jetzt alle Varianten nach 1.d4 ab.
ACHTUNG: Das will vielleicht nicht jeder.
Jetzt geben wir die neuen Züge 1. – Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 Lb4+ ein und betrachten uns das Fenster etwas genauer.
Schauen wir auf das Live Buch. In dieser Stellung hat Weiß in 7257 Partien Sc3 gespielt, 12943 mal Ld2, 8445 mal Sbd2 usw.. Außerdem sehen wir das Ergebnis in % aus Sicht von Weiß. Rechts unten ist eine Liste von Partien. Interessanterweise passen die nicht zur Stellung. Wir müssen erst “Liste aktualisieren” anklicken. Offenbar sollten wir die ersten 3 Züge von Weiß in unserem Repertoire berücksichtigen. Wir beginnen mit dem meistgespielten Zug 4.Ld2 (im Live Buch anklicken oder auf dem Brett ausführen).
Jetzt gibt es eine große Auswahl für Schwarz. Welchen Zug wählen wir?
Ihr ahnt es alle. Ich kann es nicht lassen. Ich schaue in meine Bücher. Den nächsten Absatz könnt ihr getrost überspringen.
2005 hatte ich mir das Buch “Chess Openings for Black Explained” von Alburt u.a. gekauft. Dort wird der meistgespielte Zug De7 empfohlen. Mir hat die Idee damals eingeleuchtet: Schwarz tauscht (gelegentlich) seinen schwarzfeldrigen Läufer und stellt seine Bauern auf schwarze Felder. Also De7, d6, Sc6 und e5 in geeigneter Reihenfolge. Später habe ich die Varianten mit stockfish analysiert und dabei eine kleine Lücke in den Empfehlungen von Alburt gefunden. In einer dort angeführten Partie fand ich (bzw. stockfish) im 30. Zug eine Verbesserung für Weiß, wonach Schwarz doch Schwierigkeiten bekommt. Natürlich gibt es noch mehr Bücher. Z.B. “Nimzo- and Bogo-Indian” von Sielecki. Dort wird 4. -a5 empfohlen. Relativ neu (2023) Jarmula “The Nimzo and Bogo-Indian Revisited”. Der empfiehlt gleich 2 Züge: Lxd2 nebst d5 und b6, wenn man solide spielen will und 4.-c5, falls man auf Gewinn spielen muß. Zu c5 schreibt er “Honestly, I cannot say that it equalizes, but it leads to an unbalanced and hard-to-handle position.” Da ich das hier ja nur zu meiner Unterhaltung tue und keinerlei Garantie für die gewählten Varianten übernehme:
Wir wählen 4.-c5. Dann folgen wir der Hauptvariante im Live Buch.
5.Lxb4 xb4 6.g3 0-0 7.Lg2 d6 8.0-0 Sc6 9.a3 xa3 10.Txa3 e5
Im 8. und 9. Zug von Weiß könnte man das seltener gespielte Sbd2 berücksichtigen und natürlich kann man auch die angegebene Variante beliebig verlängern. Was hier steht, eine Variante ohne Nebenvarianten, will ich einmal Linie nennen. Wenn ich eine Variante mit einem Baum vergleiche, ist eine Linie also ein Weg von der Wurzel zu einer Spitze eines Astes Was wir mit der Eröffnungs-App trainieren sind solche Linien. Ein Repertoire ist einfach eine Menge von Linien.
Ganz wichtig: Wir müssen diese Linie noch abspeichern. In unserem Zugfenster ist noch der letzte Zug von Schwarz, e5, selektiert (rot). Wir klicken jetzt unten auf das Symbol “Mark as My Move”.
Jetzt gehen wir zurück bis zu der Stelle, an der wir Alternativen von Weiß berücksichtigen wollen. Das ist hier der 4.Zug. Da betrachten wir jetzt 4.Sbd2.
Wir erhalten eine neue Linie
4.Sbd2 0-0 5.a3 Le7 6.e4 d6 7.Le2 Sbd7 8.Dc2 e5
Wieder abspeichern. Dann als Abweichung hiervon noch
8.0-0 e5 9.Dxc2 xd4
und
7.Ld3 e5 8.0-0 Sbd7
Schließlich noch
4.Sc3 d5
womit wir nach Nimzo-Indisch geraten.
Als Beispiel soll das hier genügen. Wir haben genau 5 Linien gespeichert (markiert) Jetzt wollen wir sehen, was wir damit anfangen können.
Zunächst gehen wir zum Beginn unserer Varianten, also 3.-Lb4+.
Dann wählen wir (über dem Brett) “Autoplay”. Er spielt uns jetzt alle unserer Linien vor, wobei er sie dreimal wiederholt. Über “Selbst spielen” können wir die schwarzen Züge auch selbst machen, (wobei er uns keine falschen Züge ausführen lässt. Wir merken also schnell. wenn wir uns nicht richtig erinnern.)
Das funktioniert also sehr ähnlich zum “Drill”.
Wie geht es weiter? Wir können das offensichtlich beliebig erweitern und verfeinern.
Im nächsten Beitrag “Repertoire bearbeiten – mit ChessBase 17” will ich noch eine andere Möglichkeit zeigen. Wir wollen einzelne Varianten, z.B. an Hand von Partien, genauer analysieren. Diese Analysen wollen wir dann in der Repertoiredatenbank abspeichern. Wenn sie Auswirkungen auf das Repertoire haben (z.B. wollen wir doch einen anderen Zug machen als den, den wir im Repertoire vorgesehen haben,) passen wir das Repertoire an.
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